Zwangsaussiedlungen in Thüringen
In Thüringen wird an einigen Orten durch sichtbare Markierungen an die Zwangsaussiedlungen in der DDR erinnert. Die Zwangsaussiedlungen bzw. Zwangsumsiedlungen waren willkürliche Ausweisungen von tausenden Bürgerinnen und Bürgern des Grenzsperrgebietes der DDR und ihre Ansiedlung im Landesinneren. 1952 und 1961 fanden zwei große, konspirativ vorbereitete Zwangsaussiedlungsaktionen statt. Sie wurden im Zusammenhang mit der Sicherung und Festigung der Grenze durchgeführt. Bis in die 1980er Jahre fanden aber auch Einzelaussiedlungen statt.
Die erste große konzertierte Zwangsaussiedlungsaktion in Thüringen fand in Nacht-und-Nebel zwischen dem 5. und 8. Juni 1952 in den Grenzkreisen Bad Salzungen, Eisenach, Hildburghausen, Meiningen, Mühlhausen, Nordhausen, Saalfeld, Schleiz, Sonneberg und Worbis statt. Es wurden damals aus über 240 Orten 3.540 Personen umgesiedelt. Ursprünglich sollten noch mehr Menschen umgesiedelt werden, aber sehr viele konnten vor der Zwangsmaßnahme über die „grüne Grenze“ in die Bundesrepublik Deutschland fliehen.
Am 3. Oktober 1961 fand die zweite große Zwangsaussiedlungsaktion statt, von der in Thüringen 1.705 Personen betroffen waren. Die Aktion wurde federführend vom Ministerium für Staatssicherheit im Auftrag der Staatspartei SED durchgeführt. Über die Einzelaussiedlungen an der Grenze bis Mitte der 1980er Jahre sind bisher keine Zahlen ermittelt worden.
Das Ausmaß der Zwangsaussiedlungen in Thüringen lässt sich nun anhand einer interaktiven Karte begreifen. Die vom Landesbeauftragten erarbeitete Karte weist über 240 Orte der Zwangsaussiedlungen in Thüringen auf. Mit einem Klick auf den Orts-Pin kann nachvollzogen werden, wann die Zwangsaussiedlung stattfand und in welcher Form vor Ort an die Vertreibung erinnert wird (Gedenkstein, Informationstafel, Museum etc.). Mit der Karte sollen aber auch die Orte der Zwangsaussiedlungen in Thüringen in Erinnerung gerufen werden, in denen keine sichtbare Erinnerungs- und Gedenkzeichen an das SED-Unrecht vorhanden sind.